Nach der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine: Die Starwings helfen Platon Pashkevych, sich in Basel zu integrieren

Der ukrainische Profi-Basketballer flüchtete im März 2021 vor dem Krieg in die Schweiz. Dass es ihm trotz Sorgen um seinen Vater in Basel meist gut geht, verdankt er den Starwings.

Cedric Oppliger, BZ Basel

In den frühen Morgenstunden des 24. Februar 2021 wurde Platon Pashkevych vom Telefonanruf seiner Schwester Snizhana geweckt. Sie überbrachte die Kunde aus Kiew, dass Krieg ausgebrochen sei. «Im Moment dieses Anrufs hat sich mein Leben komplett geändert», so Pashkevych bei einer heissen Schokolade in der Kleinbasler «Kabar».

Die Familie begab sich sofort in das sich wenige Kilometer ausserhalb der Stadt Mykolajiw befindende Haus der Grossmutter, um den Bombenangriffen auf die Stadt zu entfliehen. Seither haben Pashkevych und seine Familie ihr eigenes Haus nicht mehr betreten und nur noch Bilder vom zerbombten Zuhause zugeschickt bekommen. Im März begab sich der 17-Jährige mit seiner Schwester und seiner Mutter Olena mit dem Zug auf die Flucht in die Schweiz.

Pashkevych konnte die Ukraine verlassen, da er noch nicht volljährig war. Das Gleiche galt nicht für seinen Vater Oleksandr, der für die Armee aufgeboten wurde. «Glücklicherweise ist er nicht an der Front stationiert. Er arbeitet etwas zurückversetzt in der Drohnen-Abwehr», berichtet Plashkevych über die Aufgabe seines Vaters im Krieg.

Platon Pashkevych (Foto Urs Rindisbacher)

Die stetigen Sorgen um den Vater im Krieg

Die Familie versucht, täglich mit Oleksandr zu telefonieren, was aber aufgrund der Stromversorgung im Kriegsgebiet nicht immer möglich ist. «Dann mache ich mir am meisten Sorgen um meinen Vater. Ich lese dann alle News zum Krieg und hoffe, dass mein Vater lebt», sagt Pashkevych, der bereits zwei Freunde durch den Krieg verloren hat.

«Wir sprechen meist zuerst über den Krieg. Aber es tut meinem Vater auch gut, von unserem Leben in Sicherheit zu hören. Also erzähle ich ihm vom Basketball», so der mittlerweile 19-Jährige. Pashkevych sieht sich in der Verantwortung für seinen Vater, der nicht das Privileg der Flucht hatte.

Und auch um seine Mutter kümmert sich Pashkevych: «Sie ist eine sensible Frau und leidet noch mehr als ich. Ich versuche, für sie da zu sein und ihr im Alltag zu helfen. Sie hat nicht so gut Deutsch lernen können wie ich, also begleite ich sie an Termine.»

Mit dem Basketballer-Lohn die Familie unterstützen

Mutter Olena, Schwester Snizhana und Platon Pashkevych werden von der Sozialhilfe unterstützt, die die Kosten der Wohnungsmiete und der Versicherungen übernimmt. Für den Rest kommen Snizhana mit ihrem Lohn aus der IT-Branche und Platon mit dem Lohn als Basketballer auf.

In der Ukraine hat Pashkevych für den MBC Mykolaiv in der zweithöchsten Liga gespielt. «Das Niveau ist mit der Nationalliga A der Schweiz vergleichbar. Die höchste Spielklasse in der Ukraine ist aber sicherlich stärker», so der Point Guard. Dies hängt mit den professionellen Strukturen zusammen.

Auch in der zweiten Liga leben die Spieler vom Basketball. Pashkevych, der aus einer Lehrerfamilie aus der Mittelschicht stammt, bestand allerdings darauf, das Gymnasium abzuschliessen, weshalb der Verein die Stipendien übernahm.

In Basel angekommen, rechnete Pashkevych nicht damit, dass sich der Krieg so lange hinziehen würde. Als nach mehreren Monaten kein Ende in Sicht war, beschloss er, sich um einen Basketballverein zu bemühen. Seine Anfrage beim BC Pratteln, auf den er über Google aufmerksam wurde, löste Irritation aus. «Sie sagten mir, dass sie nicht der richtige Verein für einen Spieler aus der zweithöchsten Liga der Ukraine wären, und verwiesen mich an die Starwings», so Pashkevych.

Der Basketballverein integriert besser als die staatlichen Programme

Der Präsident der Starwings, Pascal Donati, erinnert sich noch gut an den Moment, als ein schüchterner Pashkevych mit seiner Schwester in der Halle stand und fragte, ob er mitspielen dürfe. «Wie sich Platon hier integriert hat, ist vorbildlich. Er hatte es wirklich nicht leicht und war zu Beginn oft traurig», so Donati, der grosse Stücke auf seinen Schützling hält: «Er hat einen super Charakter. Als sich andere Teams für ihn zu interessieren begannen, hat ihn dies nicht interessiert, weil er weiss, was er an uns hat.»

Der 196 Zentimeter grosse Pashkevych beendete die Saison im U18-Team, wo er sportlich nicht gefordert und regelmässig bester Punktesammler war, bevor er ins Profi-Team wechselte. Neben seiner Rolle als Spieler assistierte er Dennis Fasnacht noch als Coach der U14, die er diese Saison als Headcoach betreut.

«Die Kinder sprechen eine einfache Sprache, das hilft mir beim Deutschlernen», so Pashkevych. «Der ganze Verein hat mir sehr geholfen mich hier zu integrieren. Meine Teamkollegen nehmen mich nach dem Training zum Döner-Essen mit und Pascal Donati erklärte mir zu Beginn, wie alles in der Schweiz läuft.»

Weniger profitieren kann er von der Integrationsklasse des Zentrums für Brückenangebote, die ihm durch die Sozialhilfe vermittelt wurde: «Das Niveau in Mathematik und Allgemeinwissen ist sehr tief, vielleicht auf dem Niveau der sechsten Klasse. Dennoch finde ich das Programm hilfreich für viele Geflüchtete, die weniger Glück hatten, so schnell Anschluss zu finden.»

Aktuell belegt der 19-Jährige neben der Integrationsklasse und seinen Funktionen als Jugendtrainer und Basketballprofi noch ein Fernstudium in der Ukraine. Dort schliesst Pashkevych bald schon den nötigen Kurs ab, damit er nächstes Jahr das Studium in Informatik an der Fachhochschule aufnehmen kann.

Eine Rückkehr in die Ukraine ist nicht ausgeschlossen

Sportlich zieht es ihn – trotz aller Dankbarkeit gegenüber den Starwings und der Schweiz – mittelfristig weiter, wobei die französische und deutsche Liga bezüglich des Niveaus ein möglicher nächster Schritt sein könnten. Aktuell will sich Pashkevych, der neben den Starwings auch immer noch in der Nationalliga B beim Kooperationspartner BC Bären Spielpraxis sammelt, in der Schweiz etablieren.

Doch sein grösster Traum bleibt, dass der Krieg ein Ende findet und er seinen Vater wiedersehen kann. «Wenn sich die Liga erholt, kann ich auch in der Ukraine meine Basketball-Karriere weiterbringen.»

Quelle: BZ Basel

Samstag, 21.10.23, 16:00 Starwings vs. Spinelle Massagno, Sporthalle Birsfelden

Sonntag, 22.10.23, 16:00 BC Bären Kleinbasel vs. Vevey Riviera U23, Dreirosenhalle Basel