Starwings haben Schweizer Basketball-Geschichte geschrieben

Die Starwings verloren auch das dritte Playoff-Finalspiel gegen Fribourg und dürfen sich stolz Schweizer Vize-Meister nennen. Olympic konnte einen Meistertitel-Hattrick feiern.

Bild Urs Rindisbacher

Von Georges Küng

Wäre in dieser so dramatischen «Corona»-Meisterschaft 2021/22 alles «normal», oder sportlich zumindest nach Plan verlaufen, so wäre die Spielzeit für die Starwings am 14. Mai, an einem Freitagabend, beendet gewesen. Dann nämlich hätten Les Lions de Ge­nève im Playoff-Viertelfinale nach ihrem 85:55-Auftakterfolg auch die zweite Partie in der Sporthalle Birsfelden gewonnen und wären, ganz der Logik entsprechend, ins Halbfinale gezogen. Vorgängig hatten die Genfer bereits den Liga-Pokal und den Schweizer Cup ge­wonnen und das historische Triple schien Tatsache zu werden, denn auch Titelverteidiger Fribourg war an den Genfer Löwen abgesprallt.

Doch die «Wings» siegten gegen Genf mit 77:75 – das war schon eine Sensation. Aber nur 44 Stunden mussten die Birsfelder zur «Belle» nach Genf – mit sechs Mann, die be­reits auf dem Zahnfleisch liefen. Und dann passierte das Unfassbare. Ein 7-Meter-Wurf von Matt Milon, mit der Endsirene, landete sauber im Korb – von der Leuchttafel leuchte ein 70:73 auf. Der Achte, der sieben von 24 Matches im Qualifikationsprogramm gewon­nen hatte, hatte Genf, das eine Bilanz von 21 Siegen und nur drei Niederlagen aufwies, ausgeschaltet. Die Basket-Schweiz hatte ihre allergrösste Sensation.

Doch das Wunder (man sprach auch von einer Fata Morgana…) ging weiter. Im Halbfinale wurde Union Neuchâtel besiegt – vor allem die Heimpartie (89:75) war grandios und hievte die Starwings ins Finale. Erstmals in der Geschichte des Schweizer Basketballes. Zu die­sem Zeitpunkt waren die «Wings» medial in aller Munde – und zumindest längst Meister der Herzen und Sympathien geworden.

Fribourg Olympic, seit jeher das Gütezeichen im nationalen Basketball (sie werden zurecht als der Renommierverein, der zugleich auch Rekordhalter an Titeln ist, genannt), nahm die Starwings sehr, sehr ernst. Am 31. Oktober 2020 hatten die Freiburger in der 3. Meister­schaftsrunde gegen, notabene komplettes, Starwings mit 91:56 gewonnen. Locker.

Olympic gegen die Starwings. Hätte jemand vor Saisonbeginn auf diese Playoff-Endpaa­rung getippt… man hätte ihn für einen Fantasten, Ignoranten, Spinner oder Träumer ge­halten. Der Titelverteidiger gewann sämtliche drei Matches, musste aber bis ans Limit ge­hen. Selbst im dritten Match, der am Dienstagabend live (!) im Schweizer Fernsehen ge­zeigt wurde, hielt die Equipe von Cheftrainer Dragen Andrejevic immer mit. Eine Minute vor dem Schlusston, beim Stand von 79:75, war alles offen – und erst in den Endsekun­den konnte sich Fribourg definitv den verdienten Titel sichern.

Bild Urs Rindisbacher

Eine memorable Saison ist sportlich mit Birsfelder Wundern zu Ende gegangen. Trainer und Mannschaft haben Tugenden gezeigt, die sie zu wahren Champions macht. Der End­applaus des Olympic-Publikums war mindestens so aufrichtig, herzlich, warm und langan­haltend wie die Freude über den lokalen Titel-Hattrick.

Fribourg Olympic – Starwings 87:68 (47:33)

St-Léonard. – 50 Zuschauer. – SR: Clivaz/Herbert/Tagliabue.

Fribourg: Jackson (15), Barnette (9), Cotture (10), Gravet (7), Morris (14); Zinn (14), Krajina (13), Hart (3), Mbala, Martini, Memishi (2), Maquiesse.

Starwings: Milenkovic (17), Burns (13), Milon (17), Davet (2), Sane (11); Krill (5), Kostic (3), Vranic; Pausa.

Bemerkungen: Fribourg ohne Solcà (rekonvaleszent). – Starwings ohne Haile, Weibel (beide re­konvaleszent), Fasnacht (Studium) und Fuchs (Rücktritt).

Starwings – Fribourg Olympic 66:82 (38:40)

Sporthalle Birsfelden. – 100 Zuschauer. – SR: Pillet/Marmy/Balletta.

Starwings: Milenkovic (13), Burns (17), Davet (8), Krill (7), Sane (6); Milon (13), Vranic (2), Kostic; Pausa.

Fribourg: Jackson (15), Zinn (11), Barnette (18), Cotture (7), Gravet (7); Morris (10), Krajina (9), Mbala (5), Hart; Maquiesse, Memishi, Schommer.  

Bemerkungen: Starwings ohne Haile, Weibel (beide rekonvaleszent), Fasnacht (Studium) und Fuchs (Rücktritt). – Fribourg ohne Solcà (rekonvaleszent).

Fribourg Olympic – Starwings 85:76 (45:40)

St-Léonard. – 100 Zuschauer. – SR: Clivaz/Pillet/Herbert.

Fribourg: Jackson (15), Barnette (16), Cotture (12), Gravet (10), Krajina (12); Morris (13), Zinn (5), Mbala (2), Hart; Maquiesse. Me­mishi, Schommer.

Starwings: Milenkovic (7), Burns (6), Davet (18!), Krill (17), Sane (17); Milon (7), Vranic (4), Kostic.

Bemerkungen: Fribourg ohne Solcà (rekonvaleszent). – Starwings ohne Haile, Weibel (rekonvales­zent), Fasnacht (Studium) und Fuchs (Rücktritt). – Viertelsresultate: 24:20, 21:20 (45:40); 24:24 (69:64) und 16:12 (85:76). – Fouls: Fribourg 21, Starwings 17. – Zu den besten Spielern wurden Davet (CH) und Morris (USA) gewählt.

Bild Urs Rindisbacher