Ein Paradebeispiel, wie man Leistungssport und Studium meistert

Ilija Vranic (Foto Urs Rindisbacher)

Er hat in diesen Tagen mit Erfolg an der Fachhochschule Nordwestschweiz die Prüfungen seines Wirt­schaftssstudiums bestanden. Er ist eine charismatische Persönlichkeit, welche die Starwings in den drei letzten Jahren (mit-)geprägt hat. Die Rede ist von Ilija Vranic (24, 201 cm).

Von Jordi Küng

Wir haben die zweiwöchige Nationalmannschaftspause genutzt (die Schweiz gewann zu­hause gegen Irland und Österreich in überzeugender Manier), um uns mit einem Mann zu unterhalten, dessen Horizont weit über den Basketball-Korb reicht.

Starwings: Dürfen wir ein paar Eckdaten zu Deiner Person und den schulischen Werdegang erfahren?

Ilija Vranic: Ich wurde am 15. Juni 1997 in Zürich geboren. Mit sieben Jahren zogen wir nach Spanien, genauer nach Javea (bei Valencia), denn mein Vater ist Gastronom und er­öffnete dort ein Restaurant. In der Schule lernten wir «valenciano» (ein Dialekt vom Kata­lanischen), während zuhause serbisch und deutsch gesprochen wurde. Das «Valenciano» habe ich vergessen, spanisch ist geblieben. Dazu sind als Sprachen noch französisch (nicht ganz so gut) sowie englisch (gut) gekommen.

Du bist gebürtiger Serbe, mehr noch wohl Stadtzürcher – mit Vergangenheit auf der iberischen Halbinsel. Und bist nun seit drei Jahren in Basel (Birsfelden). Als was fühlt sich Ilija Vranic eigentlich?

Ich bin in der Tat ein universaler Mensch, der auch so denkt. Alle Etappen (Zürich, Javea, Basel) haben mich geprägt. Die erste Kindheit in der Geburtstag, dann waren wir vier Jah­re in Spanien (vom 7. bis 11. Altersjahr), jetzt die Studienzeit an der Fachhochschule und die drei Spielzeiten mit den Starwings in der Nationalliga A. In Javea kam ich mit Basketball erstmals in Berührung, dort habe ich bei den Minis des Lokalklubs auch das Basket-ABC erlernt, das dann später in Zürich (bei den Grasshoppers) verfeinert wurde. Bevor ich zu den «Wings» kam, spielte ich noch eine Saison bei Küsnacht-Erlenbach in der Nationalliga B, wo ich auch viel gelernt habe.

In der Saison 2020/21 bist Du wegen Hüftproblemen gänzlich ausgefallen. Dazu bist Du schwer am Coronavirus erkrankt. Das war ganz bestimmt eine ganz schwere Zeit in der «Fremde». Wie hast Du dies alles überstanden?

Diese Saison war eine totale Herausforderung, die mich mental gefordert hat. Es gab ganz schwere Perioden, doch ich bin eine Kämpfernatur, so dass ich mich nie gehen liess. Ich machte regelmässig Krafttraining und lernte noch intensiver für das Studium.

Wie hast Du, als «inaktives» Teammitglied, die Sensations-Saison 2021/22 mit dem Schweizer Vize-Meistertitel erlebt? Warst Du nahe an Deinen ex-Teamkollegen, Deondre Burns, Sébastien Davet, Cheikh Sane, Nathan Krill, Vid Milenkovic und Matt Milon?

Oh ja! Ich war bei jedem Trainings in der Sporthalle Birsfelden! Ich war bei jedem Meister­schaftsspiel mit dabei – wir bildeten eine Einheit. Jene, die krankheits- oder verletzugns­halber (wie Captain Branislav Kostic) nicht aktiv auf dem Feld spielen konnten, waren die grössten Supporter der «Sechs letzten Mohikaner», wie wir oft medial betitelt wurden. Darum gehört diese Vize-Meisterschaft allen!

Du studierst an der Fachhochschule Nordwestschweiz (Betriebswirtschaft/Ökonomie) und bist unbe­strittener Stammspieler (Starting Five) bei den Starwings. Und hast auch im Herbst ein Aufgebot für die Schweizer Nationalmannschaft erhalten. Wie schafft man es, dies alles unter einen Hut zu bringen?

Ich hatte und habe immer einen klaren Zeitplan – verbunden mit einer guten Intuition und einem guten Gefühl, wo ich meine Schwerpunkte legen muss. Ich habe wohl eine gute Balance und schaffte es bis dato, stets das Richtige im richtigen Zeitpunkt zu tun (erledi­gen). Dass ich die Prüfungen geschafft und bestanden habe, ist eine Erlösung und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Leistungssport und Studium sind zusammen/ne­beneinander durchaus machbar!

Die aktuelle Saisonh 2021/22 ist noch schwieriger respektive «komplizierter»… Co­rona führt(e) zu wöchentlichen Verschiebungen. Wie erlebst Du den momentanen Basketball-Alltag?

Kompliziert ist der Vorname… Ja, mit Erkrankungen, Quarantäne, dem Rücktritt von Davet und langwierigen Verletzungen (Chris Johnson, Thomas Rutherford) ist uns nicht, aber gar nichts erspart geblieben. Eine richtige «Seuchen-Saison». Ich kann aber allen versichern, dass trotz diesen Hypotheken die Chemie im Team weiterhin sehr gut ist. Wir unterneh­men zusammen viel, gehen auswärts essen, fahren schon mal nach Zürich… kurzum: Wir lassen uns nicht unterkriegen, auch wenn es sportlich nicht allzu gut läuft. Wir sind die Mannschaft mit den meisten Ausfällen – und wenn das Kader eh schon klein ist, spürt man dies noch mehr.

Welche sportlichen Ziele hast Du persönlich? Was darf man von den arg dezimier­ten Starwings in der 3. Runde noch erwarten? Sind Resultate und Tabellenplatz in der Pandemie-Zeit nicht marginal?

Das Ziel bleiben die Playoffs. Bei Vollbestand ist das mehr als realitisch – und was in den Playoffs alles passieren kann, wissen wir ja aus der letzten Spielzeit. Wir werden unser Al­lerbestes geben. Ich hoffe, dass wir in den Heimspielen (jetzt, wo fast die Normalität ein­gekehrt ist) von mehr Anhängern unterstützt werden. Der 6. Mann ist sehr wichtig!

Wo siehst Du Dich in fünf Jahren?

Dann werde ich 29 Jahre alt sein. Gute Frage… ich hoffe, im 2027 zufrieden und glücklich zu sein. Beruflich wie auch sportlich. Und einen Basketball-Titel zu gewinnen… das wäre schon gut!

Wir danken Ilija für das Gespräch und wünschen ihm in allen Bereichen weiterhin Erfolg, Glück, Zufriedenheit und vor allem GESUNDHEIT.